Eines kann ich nur empfehlen: Wer das Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum besuchen möchte, der sollte genügend Zeit einplanen. Denn das vielseitige und gut aufeinander abgestimmte Angebot aus Aquarien, Ausstellungen und interaktiven Mitmachbereichen lässt den Aufenthalt wie im Fluge vergehen.
Eine der Ausstellungen informiert über das Wasserland Schleswig-Holstein und über wandernde Fischarten wie Aale und Meerneunaugen. Sie zeigt die Lebenszusammenhänge der Tiere von den Bächen und Flüssen über den Nationalpark Wattenmeer bis hinaus in den offenen Atlantik.
Weitere Exponate zeigen den Weg des Fisches vom Fang in den Supermarkt. Beeindruckend ist ein Diorama, in dem unterschiedliche Fischfang-Methoden dargestellt werden und das einen Eindruck über die Größe der verwendeten Netze gibt. Eine weitere Ausstellung ist dem Stör gewidmet, der noch bis 1969 in der Eider vorkam.
Erwachsene wie auch Kinder begeistern sich gleichermaßen für die interaktiven Mitmachbereichen. Wer Lust hat, kann Brandungswellen erzeugen oder einen Krabbenkutter in die Fanggründe steuern – wobei aber darauf geachtet werden muss, dass einem der Diesel nicht ausgeht.
Die großen Besucher-Magneten des Nationalpark-Zentrums sind aber das Großraum-Aquarium und das Wal-Haus im Untergeschoss des Nationalpark-Zentrums.





Die Aquarien
Es soll bekanntlich ja beruhigend sein, vor einem Aquarium zu sitzen und den Fischen beim Schwimmen zuzusehen. Wer in der theaterähnlichen Sitzlandschaft vor dem Großraum-Aquarium sitzt und ganz entspannt beobachtet, wie die Fische die hinter der fast 35 Zentimeter dicken Panoramascheibe aus Acryl-Glas ihre Runden drehen, kann das nur bestätigen.
Das Großraumaquarium ist eine der Attraktionen des Multimar Wattforums. Das Becken ist sieben Meter tief, sechs Meter breit und fasst etwa 250.000 Liter Wasser. Schwarmfische, aber auch große Fische bis zu einer Länge von zwei Metern – unter ihnen Katzenhai, Stör, Dorsch und Rochen, aber auch Seewolf und Helgoländer Hummer – haben hier eine neue Heimat gefunden.
Tipp: Großer Beliebtheit erfreuen sich die Fütterungen der Fische, zu der ein Taucher zweimal in der Woche mit einem Netz voller Fischstücke und Krabben (kein Lebendfutter) ins Aquarium steigt. Mit einem Tauch-Mikrofon ausgerüstet erzählt der Taucher Wissenswertes über die Bewohner des Aquariums und beantwortet Fragen aus den Reihen der Besucher.
Neben dem Großraum-Aquarium zeigen weitere 36 Groß- und Sonder-Aquarien mehr als 280 Arten von Fischen, Krebsen, Muscheln und Schnecken in ihren Lebensräumen – von den Oberläufen der Bäche über Brackwasserzonen bis in die Tiefwasserbereiche der Nordsee.




Im Reich der Wale
Besonders beeindruckend ist das Wal-Haus im Untergeschoss des Nationalparkzentrums. Blickfang ist das 17,5 Meter lange Skelett eines Pottwals, der 1997 im Wattenmeer strandete: ein Bulle, etwa 45 Tonnen schwer und 25 bis 30 Jahre alt. Scheinbar schwerelos schwebend, hängt das aus 157 Einzelknochen bestehende Originalskelett des sanften Giganten von der Decke. Die linke Körperhälfte ist durch eine Kunststoffhalbschale nachgebildet, die perfekt der Körperform des abtauchenden Tieres nachempfunden wurde. Auf dieser Seite sind am Kopf die Spuren erkennbar, die der Kampf mit einem Riesenkraken hinterlassen haben könnte. Und auf der anderen Seite sind Schädel, Unterkiefer und Zähne zum Anfassen nah.
Neben ihm hängt das sechseinhalb Meter lange Skelett eines Zwerg- oder Minkwals, der im August 2012 am Hindenburg-Damm strandete. Eine Körperhälfte ist ebenfalls mit einer Kunststoff-Schale nachgebildet. Im Vergleich zum Pottwal verdeutlicht das aus 152 Knochen bestehende Zwergwal-Skelett anschaulich die Unterschiede zwischen Zahn- und Barten-Walen und deren unterschiedlichen Ernährungsweisen.
Dritter im Bunde ist das Skelett eines Grindwals. Der viereinhalb Meter lange Meeressäuger im Oktober 2018 an den Strand von St. Peter-Ording angespült. Grindwale, auch Pilotwale genannt, kommen regelmäßig im Nordatlantik vor. In der südlichen Nordsee sind sie hingegen seltene Irrgäste.
Ergänzt werden die Wal-Skelette durch die lebensgroße Modelle von Schweinswalen, der einzigen Walart, die dauerhaft im Nationalpark leben und auch immer mal wieder beobachtet werden können.



Fischotter
Im nächsten, dem nunmehr fünften Bau-Abschnitt ist eine weitere Attraktion geplant: eine Fischotter-Anlage mit einem Teich und einem Fließgewässer, in dem Besucher die eleganten Schwimmer in ihrem Element beobachten können. Zudem wird es möglich sein, die Tiere durch ein Sichtfenster unter Wasser schwimmen und tauchen zu sehen. Eine Ausstellung wird das informations-Angebot zum Thema Fischotter komplettieren. Die Anlage wird voraussichtlich im Sommer 2023 eröffnet werden.
Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum
Dithmarscher Straße 6a in Tönning
www.multimar-wattforum.de