Zum Jahreswechsel 1361/1362 war Husum noch ein unbedeutender Flecken auf dem nordfriesischen Festland. Ein kleiner Ort, der noch nicht einmal eine Kirche besaß. Zur Weihnachtsmesse, zu Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen musste die Kirche im knapp vier Kilometer entfernten Mildstedt besucht werden.
Dramatische Veränderungen
Und die heutige Kreisstadt Nordfrieslands wäre wahrscheinlich auch ein kleinerer Ort geblieben, hätte sich die Situation nur 15 Tage nach dem Jahreswechsel nicht auf sehr dramatisch Weise geändert. Am 16. Januar 1362 suchte eine verheerende Sturmflut die schleswig-holsteinische Küste heim. Als Zweite Marcellus-Flut oder erste Grote Mandränke verankerte sie sich fest im Bewusstsein der Küstenbewohner.
Riesige Teile fruchtbaren Landes wurden damals vom Meer verschlungen. Tausende Menschen und Abertausende Stück Vieh ertranken. Der Küstenverlauf der Nordsee im heutigen Schleswig-Holstein änderte sich gravierend. Ganze Landstriche versanken für immer im Meer (darunter auch die sagenhafte Stadt Rungholt), Inseln und Halligen entstanden.
Ein Gezeiten-Strom, die Süderhever, drang weit ins Land vor – und der kleine Flecken Husum wurde dadurch quasi über Nacht ein Hafenort mit direktem Zugang zur Nordsee. Damit war der Anfang der Entwicklung der heutigen Kreis-Hauptstadt zur bedeutendsten Stadt der schleswig-holsteinischen Westküste gelegt.

Kulturelles Zentrum
Heute ist die Kreisstadt Husum das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Westküste. Sie ist Hafen- und Einkaufsstadt sowie ein bedeutender Messeplatz. Der idyllische Binnenhafen ist ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Besucher aus Nah und Fern. Dort wird auch gerne ein Einkaufsbummel mit einem Besuch eines der zahlreichen Cafés und Restaurants beendet.
Mittelpunkt Husums ist der Marktplatz mit dem Alten Rathaus und der Marienkirche, die von 1829 bis 1833 vom dänischen Architekten Christian Frederik Hansen im klassizistischen Stil erbaut wurde. Davor das Wahrzeichen der Stadt, der mit einer Bronze-Skulptur geschmückte Asmussen-Woldsen-Brunnen (Tine-Brunnen), der an zwei Wohltäter der Stadt erinnert.





Museen
Der berühmteste Sohn der Stadt ist der Schriftsteller Theodor Storm (1817–1888), der seiner Heimatstadt als „Graue Stadt am grauen Meer“ ein literarisches Denkmal setzte. Sein Wohnhaus in der Wasserreihe 31 beherbergt heute das Theodor-Storm-Museum. Weitere interessante Museen sind das Nordseemuseum im Ludwig-Nissen-Haus, das Freilichtmuseum Ostenfelder Bauernhaus und das Schifffahrtsmuseum Nordfriesland. Sehenswert ist auch das das Museum im Schloss vor Husum mit dem Torhaus und angrenzenden Schlosspark, der sich besonders zur Krokusblüte Ende März als Besuchermagnet erweist.
Von welcher Seite man Husum auch betrachtet, die „Graue Stadt am grauen Meer“ ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Und sie erweist sich als gar nicht so grau, wie Theodor Storm sie einst besang.